Finanz- und Wirtschaftsspiegel

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Neue CoBa-Chefin will sich nach Zukäufen umschauen

Erscheinungsdatum Website: 18.10.2024 22:15:02
Erscheinungsdatum Publikation: 21.10.2024

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die neue Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp stellt Übernahmen in Aussicht, um das Wachstum von Deutschlands zweitgrößtem privaten Geldhaus trotz der wieder sinkenden Leitzinsen anzutreiben. "Wir können durch Zukäufe auch anorganisch wachsen", sagte Orlopp im Interview mit der Wirtschaftswoche. Vorstellbar seien Akquisitionen "zum Beispiel im Bereich der Vermögensverwaltung".

Dieses Segment hat die Commerzbank in den vergangenen Jahren bereits ausgebaut und in diesem Jahr die Mehrheit von knapp 75 Prozent an der Hamburger Investmenthaus Aquila Capital übernommen, die auf Sachwertanlagen wie erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturprojekte spezialisiert ist. Außerdem erwarb das Frankfurter Institut eine Minderheitsbeteiligung an der Nixdorf Kapital mit Sitz in München.

"Wir konzentrieren uns bei weiteren Übernahmen darauf, unseren Kunden neue Dienstleistungen anzubieten", sagte Orlopp der Zeitung. Die Suche der Commerzbank nach Übernahmekandidaten beschränke sich aber nicht auf die Vermögensverwaltung. "Zugleich werden wir uns im Firmenkundengeschäft nach Zukäufen umschauen", sagte sie. Die "Coba"-Chefin betonte jedoch, dass "Übernahmen nicht der einzige Weg" seien, um weiter zu wachsen.

Bei der Direktbank-Tochter Comdirect sehe sie Potenzial. Zum einen gelinge es der Tochter "immer besser, mit bestehenden Kunden mehr Ertrag zu machen", sagte Orlopp. "Zum anderen steigen seit diesem Jahr auch wieder unsere Kundenzahlen." Allein im ersten Halbjahr habe Comdirect rund 100.000 neue Kunden gewonnen.

Orlopp, die vor zehn Jahren zur Commerzbank kam, amtiert seit dem 1. Oktober als Vorstandschefin des Frankfurter Instituts. Auf dem Posten löste sie Manfred Knof ab. Zudem ist Orlopp übergangsweise weiter als Finanzvorständin tätig, bis ihre Nachfolge für dieses Amt geregelt ist. Die Managerin war 2020 zur Finanzvorständin aufgestiegen.

Commerzbank-Vizechef betont Strategie der Eigenständigkeit

Die Commerzbank betont im Übernahmekampf mit der italienischen Bank Unicredit ihre Eigenständigkeit. "Wir haben eine klare Strategie, von der wir überzeugt sind und die auf Eigenständigkeit beruht", sagte Michael Kotzbauer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Der Vizechef der Commerzbank sagte der Zeitung, dass ein Zusammenschluss von Commerzbank und Unicredit aus seiner Sicht schlecht für den Wettbewerb sein könne. "Weniger Anbieter im Markt bedeuten selbst bei günstigeren Kosten nicht unbedingt auch günstigere Preise für Firmenkunden, denn der Wettbewerb nimmt ab."

Im Interview bezweifelte der Manager, dass durch eine Fusion eine wahrhaft europäische Bank entstehen könne. "Ein Zusammengehen mit Unicredit wäre im Kern eine nationale Konsolidierung. Im Wesentlichen würde dann nämlich die Hypovereinsbank (HVB) als deutsche Tochtergesellschaft der Unicredit mit der Commerzbank fusioniert werden. Mit Blick auf Europa und die Bankenunion brächte uns das keinen Schritt weiter."

Zu den möglichen Übernahmeplänen der Unicredit sagte Kotzbauer: "Wir im Vorstand haben die treuhänderische Verpflichtung, jeden Vorschlag ergebnisoffen zu prüfen. Ich sage aber auch ganz klar: Bislang liegt uns kein Angebot der Unicredit vor." Ihm sei auch wichtig zu betonen: "Es ginge bei einem Zusammenschluss ja nicht nur um unsere Aktionäre, sondern auch um alle anderen, die man heute als Stakeholder bezeichnet: also um unsere 42.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen wir 28.000 in Deutschland beschäftigen. Ihnen und ihren Familien gegenüber haben wir eine gesellschaftliche Verantwortung, ihre wirtschaftliche Zukunft zu sichern."

Eine zweite wichtige Gruppe seien die Kunden. Im Zuge eines früheren Zusammenschlusses, der Fusion mit der Dresdner Bank 2009, habe man sich zu lange nicht gut genug um die Kunden gekümmert. "Wir waren lange mit uns selbst beschäftigt."

Kotzbauer äußerte sich "ein wenig" irritiert darüber, dass die Regierung vom Einstieg der Unicredit so überrascht gewesen sein soll. "Das Ganze geschah ja im Rahmen einer Kapitalmarkttransaktion, die die zuständige Finanzagentur für den Bund vorgenommen hat. Wir führen solche Transaktionen auch für unsere Kunden durch. Die Überraschungsmomente halten sich dabei in Grenzen."

DJG/jhe/uxd/sha/err

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