Finanz- und Wirtschaftsspiegel
Der Newsletter "Finanz- und Wirtschaftsspiegel" informiert täglich über die Aktivitäten der internationalen Zentralbanken mit Schwerpunkt auf die Europäische Zentralbank, die Federal Reserve und die Bank of Japan.
Regierung erwartet anhaltende Konjunkturschwäche im zweiten Halbjahr
Erscheinungsdatum Website: 14.10.2024 18:05:43
Erscheinungsdatum Publikation: 15.10.2024
BERLIN (Dow Jones)-Die Bundesregierung sieht nach einer "technischen Rezession" in zweiten und dritten Quartal 2024 erst kommendes Jahr eine verstärkte Wachstumsdynamik. "Die deutsche Wirtschaft dürfte sich nach vorliegenden Indikatoren im dritten Quartal noch nicht aus ihrer Schwächephase gelöst haben", schrieb das Wirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht. "Vielmehr scheint ein erneuter, leichter Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nicht ausgeschlossen." Neben der weiter schwachen Industrieproduktion habe sich zuletzt auch die Stimmung in den Dienstleistungsbereichen, die zuvor das Wachstum gestützt hätten, spürbar eingetrübt. "In der zweiten Jahreshälfte 2024 hält die konjunkturelle Schwächephase somit voraussichtlich noch an."
In ihrer Herbstprojektion gehe die Bundesregierung von einem erneuten, leichten Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung im dritten Quartal aus, wobei nach dem leicht rückläufigen zweiten Quartal die Definition einer "technischen Rezession" gegeben wäre, erklärte das Ministerium. Im kommenden Jahr dürfte sich die Wachstumsdynamik wieder allmählich verstärken. "Die konjunkturelle Belebung dürfte zunächst insbesondere von einer Erholung des privaten Konsums getragen sein, bevor im weiteren Jahresverlauf im Zuge einer anziehenden Auslandsnachfrage die Ausfuhren zulegen und es zu einer Trendumkehr bei der Investitionsentwicklung kommt."
Flankiert und verstärkt werde diese Erholung von den angebots- und nachfragepolitischen Maßnahmen der Wachstumsinitiative, die zahlreiche Vorschläge für stärkere Arbeitsanreize, Bürokratieabbau sowie bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Unternehmen umfasse und die Grundlage für eine verlässliche, investitions- und wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik bilde.
Das Ministerium betonte, die Produktion im produzierenden Gewerbe habe den Verlust aus dem Vormonat teilweise wieder ausgleichen können, während die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe nach zwei positiven Monaten erneut rückläufig gewesen seien. Mit dem nun im August eingetretenen Rückgang um 5,8 Prozent seien die Hoffnungen darauf, dass die Bestellungen die Talsohle durchschritten haben könnten, wieder gesunken.
Frühindikatoren für die Entwicklung des privaten Konsums sendeten am aktuellen Rand uneinheitliche Signale, deuteten in der Tendenz aber eine Stabilisierung an. Sorgen um Jobsicherheit und geopolitische Krisen stellten allerdings nach wie vor Risikofaktoren für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas dar. Auf Basis der Frühindikatoren haben sich die Aussichten auf eine Belebung am Arbeitsmarkt in der zweiten Jahreshälfte weiter eingetrübt. Die Inflation insgesamt dürfte im weiteren Jahresverlauf moderat bleiben, erwartet das Bundeswirtschaftsministerium.
DJG/ank/sha