Märkte der Welt
Der Newsletter "Märkte der Welt" enthält - nach Regionen gegliedert - wöchentliche Zusammenfassungen und Hintergrundanalysen der wichtigsten Nachrichten zur Außenwirtschaft sowie Informationen zu Auslandsaktivitäten deutscher Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Zudem sind weiterführende Kontaktadressen mit Ansprechpartnern angegeben. Die Berichterstattung wird durch das weltweite Netz der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) unterstützt und ist mit Grafiken und Charts angereichert.
Unternehmensinsolvenzen steigen 2023 um 6%
Erscheinungsdatum Website: 18.10.2023 16:15:12
Erscheinungsdatum Publikation: 19.10.2023
Schwindende Liquiditätspuffer und schlechte Rentabilität bis Jahresende
HAMBURG (NfA)--Allianz Trade hat aktuelle Insolvenzprognosen für 2023 und 2024 veröffentlicht. Der weltweit tätige Kreditversicherer geht von einem Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2023 um 6% und im Jahr 2024 um 10% aus. Was steckt hinter dieser Beschleunigung?
Die Rezession gewinnt angesichts der geringeren Preissetzungsmacht und der schwächeren globalen Nachfrage an Zugkraft: Im zweiten Quartal ist die Umsatzrezession zum ersten Mal seit Mitte 2020 auf breiter Basis über alle Regionen hinweg zu beobachten (minus 1,9% gegenüber 2022). In Verbindung mit anhaltend hohen Kosten drückt dies auf die Rentabilität.
?Die Unternehmen verfügen immer noch über eine beträchtliche Menge an überschüssiger Liquidität, 3,4 Bill Euro in der Eurozone und 2,5 Bill Dollar in den USA. Diese Puffer sind jedoch nach wie vor stark in den Händen großer Konzerne und in bestimmten Sektoren wie Technologie und zyklische Konsumgüter konzentriert. Und im Allgemeinen sind die meisten Firmen nicht in der Lage, ihre liquiden Mittel im Kontext eines länger anhaltenden geringeren Wirtschaftswachstums durch operative Maßnahmen zu erhöhen. Insgesamt erwarten wir einen zweimaligen Anstieg der globalen Unternehmensinsolvenzen, mit plus 6% im Jahr 2023 und plus 10% im Jahr 2024, nach plus 1% im Jahr 2022?, erklärt Aylin Somersan Coqui von Allianz Trade.
?Gleichzeitig verringern die längerfristig höheren Zinsen die Nachfrage und werden die Solvenz in hoch verschuldeten Sektoren auf beiden Seiten des Atlantiks unter Druck setzen. Darüber hinaus liegen die weltweiten Working Capital Ratios derzeit bei einem Rekordhoch von 86 Tagen, mehr als plus 2 Tage über dem Niveau vor der Pandemie. Höhere Zinssätze machen es für Unternehmen noch teurer, einen strukturell höheren Betriebskapitalbedarf zu finanzieren, was Risiken für Sektoren wie das Baugewerbe und den Maschinen- und Fahrzeugbau birgt?, erklärt Maxime Lemerle von Allianz Trade.
Ende 2023 wird die Normalisierung der Insolvenzen in den meisten westlichen Ökomien abgeschlossen sein, und 55% der Länder potenziell einen starken zweistelligen Anstieg verzeichnen. Dazu gehören die USA (47%), Frankreich (36%), die Niederlande (59), Japan (35) und Südkorea (41). Weltweit werden drei von fünf Ländern bis Ende 2024 das Vorpandemie-Niveau erreichen, darunter die USA und Deutschland.
?Die globalen Forderungslaufzeiten liegen bei 47% der Firmen bereits bei über 60 Tagen. Ein zusätzlicher Tag Zahlungsverzug entspricht einer Finanzierungslücke von 100 Mrd US-Dollar in den USA, 90 Mrd Dollar in der EU und 140 Mrd Dollar in China. Da die Bankkredite für KMU bereits versiegen, könnte die Schließung dieser Finanzierungslücke eine große Herausforderung darstellen?, erklärt Somersan Coqui.
In Deutschland setzt sich die Normalisierung indes fort. ?Wir sehen 2023 einen deutlichen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland?, sagt Milo Bogaerts von Allianz Trade. ?Letztlich ist es aber eine Rückkehr zur Normalität: Am Jahresende dürften die Insolvenzen weiterhin rund 5% unterhalb des Niveaus von vor der Pandemie 2019 liegen und dieses erst nach einem weiteren Anstieg im kommenden Jahr überschreiten.?