Euro Intern
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Bankenverband erwartet deutliche Auswirkungen der US-Wahlen auf Deutschland
Erscheinungsdatum Website: 01.11.2024 17:50:02
Erscheinungsdatum Publikation: 04.11.2024
BERLIN (Dow Jones)--Die weitere politische und wirtschaftliche Entwicklung in den USA wird auch deutliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Unternehmen in Deutschland und Europa haben, hebt der Bundesverband deutscher Banken hervor. Durch Handel und gegenseitige Investitionen seien Europa und die USA aufs Engste verflochten, das gelte nicht nur, aber auch für den Finanzmarkt. Beide Wirtschaftsräume ständen - trotz struktureller Unterschiede - vor teilweise ähnlichen Herausforderungen: Die Modernisierung der Industrie und der öffentlichen Infrastruktur, die Steigerung der Produktivität und globalen Wettbewerbsfähigkeit.
Die Erfahrungen aus den vier Jahren der Trump-Administration und den vier Jahren unter Biden liefern laut dem Bankenverband Anhaltspunkte dafür, wie die US-Politik - je nach Wahlausgang - in den kommenden vier Jahren aussehen könnte. Hinzu kämen die Wahlprogramme und die Äußerungen im Wahlkampf der vergangenen Wochen und Monate. Zusammengenommen bleibe die "Datenlage" dünn, aber einige Tendenzen mit Blick auf die Wirtschaftspolitik zeichneten sich doch ab. Eine erneute Präsidentschaft von Donald Trump könnte in der Handelspolitik stärker auf Zölle und andere Handelsbeschränkungen setzen und damit erhebliche Veränderungen im globalen Handel verursachen. Dies gelte insbesondere für Zölle gegenüber China - aber nicht nur.
Mit Impulsen für neue Freihandelsabkommen zwischen den USA und anderen Staaten oder gar für eine regelorientierte globale Handelspolitik wäre dagegen nicht zu rechnen. Unklar sei, wie es mit der aktuellen Subventionspolitik im Rahmen des Inflation Reduction Act weitergehen würde, der die Unternehmen in den USA bei der Transformation fördert. Auf der anderen Seite könnten Unternehmen von allgemeinen Steuererleichterungen profitieren, während die Klima- und Energiepolitik wohl wieder zugunsten konventioneller Energieträger ausgerichtet würde.
Unter Harris kooperativerer Austausch mit EU
Eine Präsidentschaft von Kamala Harris werde ebenfalls das Ziel verfolgen, die US-Wirtschaft besser zu "schützen", analysierte der Bankenverband. Insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen mit China betrachteten auch die Demokraten sehr kritisch. Zwar könnten Zölle eine geringere Rolle spielen, doch auch Harris würde wahrscheinlich keine neuen Freihandelsabkommen anstreben. Der Austausch mit der EU könnte sich, im Vergleich zu einer von Trump geführten Administration, insgesamt kooperativer gestalten, sowohl hinsichtlich der bilateralen Beziehungen als auch hinsichtlich des Umgangs mit Dritten. Auch die Transformation und Dekarbonisierung der Wirtschaft dürfte weiterhin Unterstützung durch eine entsprechende Subventionspolitik erfahren.
Grundsätzlich dürfte sich unabhängig vom Wahlausgang der Trend bestätigen, dass die USA in Zukunft stärker protektionistisch handeln, um auf den Strukturwandel im Inneren ebenso wie auf globale Verschiebungen zu reagieren. Dadurch würde die Orientierung an multilateralen Regelsystemen weiter abnehmen. Für Unternehmen in Deutschland und der EU bleibe der US-Markt aber hochattraktiv, sowohl für Exporte als auch für Investitionen. Dieser Markt biete zudem auch eine Möglichkeit zur Diversifizierung. "Aus Bankensicht ist essenziell, dass der bestehende transatlantische Finanzmarkt weiterhin vernetzt und berechenbar bleibt", betonte der Verband.
Für den Erfolg der deutschen und europäischen Unternehmen und der Gesamtwirtschaft sei in erster Linie ihre Wettbewerbsfähigkeit entscheidend. Dafür brauche es die richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Um angesichts globaler Veränderungen und des scharfen Wettbewerbs für die eigene Wirtschaft gute Rahmenbedingungen zu schaffen, müsse die EU einen einheitlichen und stärker strategischen Ansatz verfolgen. Entscheidend sei aber, "dass damit konstruktive Antworten auf geopolitische Herausforderungen verbunden werden". Deutschland und die EU müssten überzeugende Lösungsansätze bieten, um die transatlantische Kooperation fortzuführen.
DJG/ank/mgo/04.11.2024