Märkte der Welt
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Windkraft gerät wegen wachsender Probleme in raue See
Erscheinungsdatum Website: 09.08.2023 15:30:03
Erscheinungsdatum Publikation: 10.08.2023
Steigende Kosten belasten / Von Mari Novik und Jennifer Hiller
NEW YORK (Dow Jones)--Dem Geschäft mit der Windenergie steht womöglich eine veritable Krise ins Haus. Daran ändert auch nichts, dass Regierungen rund um den Globus Windkraft als Schlüssel zur Erreichung ihrer Klimaziele und zur Steigerung der Stromversorgung ansehen. Nach monatelangen Warnungen vor steigenden Preisen und logistischen Engpässen kündigen Entwickler und potenzielle Käufer Windenergie-Verträge, legen Projekte auf Eis und verschieben Investitionsentscheidungen.
Sowohl bei Onshore- als auch bei Offshore-Projekten häufen sich die Rückschläge, doch bei letzteren sind die Probleme noch akuter. In den vergangenen Wochen wurden in den USA und Europa mindestens zehn Offshore-Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 33 Mrd US-Dollar verzögert oder gerieten auf andere Weise ins Stocken. ?Im Moment erleben wir die erste Krise der Branche?, berichtet Anders Opedal, seines Zeichens Chef von Equinor. Der norwegische Energieriese und BP entwickeln drei Windparks vor der Küste von New York, um rund 2 Mio Haushalte mit Energie zu versorgen. Im Juni teilten sie dem Staat jedoch mit, dass die Strompreise neu verhandelt werden müssten, da die Projekte andernfalls keine Finanzierung erhielten.
Das Aufschieben von Projekten, die insgesamt 11,7 GW erzeugen könnten - genug, um ungefähr alle Haushalte in Texas und noch einige mehr mit Strom zu versorgen - dürfte die Offshore-Windkraftziele für 2030 außer Reichweite bringen, sowohl für das Weiße Haus als auch für europäische Regierungen. Die Technologie gilt als entscheidend für die Energiewende hin zu einer saubereren Stromversorgung und weg von fossilen Brennstoffen. Die USA verfügen über den größten Onshore-Windkraftmarkt außerhalb Chinas, aber nur sieben Turbinen produzieren Strom auf See. US-Präsident Joe Biden hofft, die Offshore-Industrie anzukurbeln und strebt in diesem Jahrzehnt den Ausbau von 30 GW Offshore-Windenergie an. ?Sie haben noch nichts gesehen?, prahlte Biden vergangenen Monat über die Pläne seiner Regierung, weitere Windprojekte voranzutreiben, einschließlich der ersten Auktion im Golf von Mexiko später in diesem Monat. Die starken Winde und flachen Gewässer Europas haben die Offshore-Windenergie zu einer der am schnellsten wachsenden erneuerbaren Technologien gemacht. Doch ein Kostenanstieg von 40% stoppte kürzlich ein riesiges Projekt in Großbritannien, einem weltweit führenden Offshore-Windkraftprojekt, während Entwickler zwei Investitionsentscheidungen in der Ostsee hinausschoben.
Drei weitere Projekte in der Nordsee mit geplanten Ausgaben von rund 19 Mrd Dollar könnten sich möglicherweise verzögern oder ihre Konditionen ändern, gibt Analyst Peter Lloyd-Williams von Westwood Global Energy zu bedenken. ?Wenn die solidesten Projekte in den reifsten Märkten zu scheitern beginnen, ist das ein großes Warnsignal.? Und die Liste der Probleme ist lang: Inflation, Rückstau in der Lieferkette, steigende Zinsen, lange Genehmigungs- und Netzanbindungsfristen. Das zunehmende Tempo der Energiewende hat eine Spirale ausufernder Kosten losgetreten. Avangrid hat diesen Monat zugestimmt, 48 Mio Dollar zu zahlen, um aus einem Offshore-Windenergie-Deal in Massachusetts auszusteigen.