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Fragwürdige Methoden Chinesische Genetiker
Erscheinungsdatum Website: 15.09.2021 18:25:03
Erscheinungsdatum Publikation: 16.09.2021
CHENGDU (gus)--Die Kirgisen sollen genetisch eng mit Pakistanern verbunden sein. Das meinen Genetiker vom Institut für Gerichtsmedizin der Universität Sichuan in Chengdu (China) herausgefunden zu haben. Die Forscher unter der Leitung von Feng Song verglichen Mutationen auf dem Y-Chromosom ethnischer kirgisischer Männer in Chinas westlicher Region Xinjiang. Sie fanden Variationsmuster, die darauf hindeuten, dass die heutigen Kirgisen von zwei Hauptvorfahrengruppen abstammen - und eng mit den Kasachen verwandt sind, was wenig überraschend ist. Daneben stellten die Forscher fest, dass die kirgisische ethnische Gruppe eine große genetische Affinität zu den Punjabi aus Lahore, Pakistan, aufweist.
Das wird in Kirgisistan wohl kontrovers diskutiert werden. Ein Anstieg pakistanischer Transittouristen in diesem Sommer wurde von einigen Kirgisen, die die Besucher offenbar für afghanische Flüchtlinge hielten, mit Angstmacherei und ungewöhnlich ungastlichem Verhalten beantwortet.
Bedenklicher ist jedoch das Vorgehen der chinesischen Forscher. Die zugrunde liegenden DNA-Proben wurden mit Wangenabstrichen von 314 Männern gesammelt, die der muslimischen kirgisischen Minderheit in Xinjiang angehören. In der Studie heißt es, dass die Abstriche "mit Zustimmung der Ethikkommission der Universität Sichuan" und nur "nach Erhalt einer schriftlichen Einverständniserklärung" entnommen wurden. Ethikkommissionen von Universitäten außerhalb Chinas könnten sich fragen, ob es für einen Muslim in Xinjiang heute möglich ist, Nein zu sagen. China hat in den letzten Jahren in Xinjiang bis zu einer Million Muslime - darunter Kirgisen, Kasachen, Uiguren und andere - willkürlich in einem weit verzweigten Netz von Gefangenenlagern inhaftiert, um den Ruf nach Selbstbestimmung zum Schweigen zu bringen und Pekings Paranoia gegenüber dem Islam zu besänftigen. Human Rights Watch bezeichnet die Kampagne der Regierung als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Die Studie wurde im Juli in einer Fachzeitschrift des renommierten Wissenschaftsverlags Wiley (Sitz New Jersey) veröffentlicht, was den darin veröffentlichten Forschungsarbeiten einen Anschein von Seriosität verleiht. Indes wurde in den US-Medien bekannt, dass acht Redakteure eines anderen Wiley-Titels (Molecular Genetics & Genomic Medicine) in diesem Sommer wegen Bedenken über die mit uigurischer DNA durchgeführte Forschung Wiley verließen.
In jüngster Zeit haben zwei Zeitschriften des Verlags Springer Nature (Berlin) Artikel von chinesischen Forensikern zurückzogen, die ebenfalls mit uigurischer DNA in Xinjiang gearbeitet hatten. In beiden Publikationen wurden Mitglieder der Sicherheitsdienste als Mitautoren aufgeführt. Das dürfte "auf umfassendere Mängel bei den Genehmigungsverfahren und die Notwendigkeit einer zusätzlichen Prüfung bei gefährdeten Gruppen wie unterdrückten Minderheiten hinweisen.? wie die New York Times befand, die auch berichtete, dass viele Uiguren unter dem Vorwand eines kostenlosen Gesundheitschecks massenhaft zur Abgabe von Blutproben an die Regierung aufgefordert worden waren und keine andere Wahl gehabt hätten, als dem nachzukommen
gus/16.09.2021