Nachrichten für Außenhandel (NfA)
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Welt: Ein trügerischer Preisverfall bei Kakao? - Produktion wird deutlich zurückgehen
Erscheinungsdatum Website: 19.06.2024 16:35:07
Erscheinungsdatum Publikation: 20.06.2024
Ein hochkonzentrierter Wirtschaftszweig / Eine Analyse von Coface
MAINZ (NfA)--Nachdem die Kakaopreise im April ein Allzeithoch erreicht hatten (10.000 US-Dollar je Tonne), das weit von den Höchstständen der Jahre 2009 und 2011 (3.700 Dollar) entfernt war, fielen sie nach den Osterfeiertagen wieder auf 7.000 Dollar je Tonne. Sie sind jedoch nach wie vor dreimal so hoch wie vor einem Jahr und werden wohl auch so hoch bleiben.
Zum Teil lässt sich der Anstieg der Kakaobohnenpreise durch wilde Spekulationen an den Märkten erklären, er spiegelt zugleich aber auch eine mittelfristig problematische Angebotsverknappung wider. Auf nur vier Länder entfallen 75% der weltweiten Kakaobohnenproduktion, über 60% davon auf Westafrika, was sie anfällig für wirtschaftliche und wetterbedingte Schocks macht.
Hierfür gibt es viele Gründe. Wetterphänomene - insbesondere El Niño -, der weit verbreitete Kakaoanbau in der prallen Sonne und die zunehmende Häufigkeit der Ernten haben die Entwicklung von Parasiten und Krankheiten gefördert, gegen die Chemikalien eingesetzt werden, die wiederum den Boden verarmen lassen. Die Überalterung der Plantagen und ihre teilweise Nichterneuerung - in Verbindung mit dem Einkommensrückgang der Erzeuger - haben sich ebenfalls auf die Produktion ausgewirkt -die Kakaoerträge beginnen nach 15 Jahren zu sinken.
Allein vier Unternehmen verfügen über fast zwei Drittel der weltweiten Mahlkapazitäten, und zehn Unternehmen, die alle in fortgeschrittenen Volkswirtschaften ansässig sind, teilen sich mehr als 40% des Einzelhandelsmarktes für Süßwaren. Diese Hyperkonzentration macht es für glaubwürdige neue Hersteller praktisch unmöglich, auf den Markt zu kommen, da die Kosten für den Aufbau einer ausreichend großen Zerkleinerungs- und Verarbeitungsinfrastruktur massiv hoch sind.
In den letzten 40 Jahren hat sich die Nachfrage verdreifacht, vor allem in Europa und Nordamerika. Bis 2023/24 werden weltweit 4,8 Mio t Kakao verbraucht werden - 90% in Form von Schokolade. Mit 9 Ländern unter den Top 10 ist Europa der weltweit größte Schokoladenkonsument, auf den fast 50% der Nachfrage entfallen. Da es keine Anzeichen für eine Korrektur gibt, werden die Preise für Kakaobohnen mittelfristig wahrscheinlich sehr hoch bleiben. Während die weltweite Nachfrage in diesem Jahr 4,8 Mio t erreichen wird, dürfte das Angebot 4,5 Mio t nicht übersteigen, vor allem weil die beiden wichtigsten Kakaoerzeugerländer - die Elfenbeinküste und Ghana - die 3,3 Mio Kakaobohnen im Jahr 2022 ernteten, das heißt 58% der weltweiten Herstellung - ihre Produktion nicht wesentlich steigern können.
Der Lebenszyklus einer Kakaoplantage beträgt 25 bis 30 Jahre. Die Kulturen erreichen nach 5 Jahren ihren Produktivitätshöhepunkt, dieser beginnt dann nach 15 Jahren zu sinken, wobei er in den letzten 10 bis 15 Jahren unter die Rentabilitätsgrenze fällt. Trotz immer strengerer Vorschriften zum Schutz der Wälder dürfte der steigende Produktionsbedarf zu einer Ausweitung der Anbauflächen und damit zu einer Zunahme der Entwaldung führen, ein Prozess, der durch die schwierige Rückverfolgbarkeit der Kakaoprodukte nach dem Mahlen noch verschärft wird.