Nachrichten für Außenhandel (NfA)

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"Nachrichten für Außenhandel (NfA)" – die einzige deutschsprachige Tageszeitung für die gesamte Außenwirtschaft bietet einen schnellen und strukturierten Überblick über die wichtigsten Entwicklungen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

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Welt: Energiewende bringt Chancen und Risiken für Entwicklungsländer

Erscheinungsdatum Website: 29.04.2024 15:30:11
Erscheinungsdatum Publikation: 30.04.2024

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Investitionsdefizit bei kritischen Mineralienabbauprojekten

GENF (NfA)--Die globale Energiewende bietet mineralienreichen Ländern die Chance, ihre Industrie zu stärken und ihre Wirtschaft zu diversifizieren, birgt aber auch das Risiko, ihre Rohstoffabhängigkeit zu vertiefen. Prognosen der UN-Handels- und Entwicklungsorganisation (UNCTAD), die sich auf Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) stützen, deuten darauf hin, dass die Nachfrage nach Lithium bis zum Jahr 2050 um mehr als 1.500% steigen könnte, während sie bei Nickel, Kobalt sowie Kupfer ähnlich stark zunimmt.

Die boomende Nachfrage stellt Entwicklungsländer, die reich an kritischen Energie-übergangsmineralien sind, vor große Chancen und Herausforderungen, insbesondere diejenigen, die mit einer Rohstoffabhängigkeit zu kämpfen haben - wenn 60% oder mehr der Warenexporteinnahmen eines Landes aus Rohstoffen stammen.

Eine solche Abhängigkeit behindert die wirtschaftliche Entwicklung und führt in Afrika südlich der Sahara, in Südamerika, im Pazifik sowie im Nahen Osten zu Ungleichheiten und Anfälligkeiten. Derzeit sind 95 Entwicklungsländer davon betroffen, also fast die Hälfte der UN-Mitglieder. Insgesamt 29 der 32 Länder, die im Jahr 2021 als Staaten mit geringer menschlicher Entwicklung eingestuft werden, sind rohstoffabhängig.

Die weltweiten Investitionen in wichtige Mineralien für die Energiewende halten mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt. Das derzeitige Produktionsniveau reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken, der erforderlich ist, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, wie es das Pariser Abkommen vorsieht.

Die UNCTAD hat weltweit 110 neue Bergbauprojekte im Wert von 39 Mrd US-Dollar ermittelt, von denen 22 Mrd Dollar in 60 Projekte in Entwicklungsländern investiert werden. Um die Netto-Null-Emissionsziele für 2030 zu erreichen, benötigt die Branche jedoch rund 80 neue Kupfer-, jeweils 70 neue Lithium- und Nickel- sowie 30 neue Kobaltminen.

Die bis 2030 erforderlichen Investitionen belaufen sich auf 360 bis 450 Mrd Dollar, so dass eine Lücke von 180 bis 270 Mrd Dollar entstehen könnte. Die größten Defizite sind bei Kupfer und Nickel zu verzeichnen, die 36% beziehungsweise 16% der Gesamtlücke ausmachen.

Die neuen kritischen Mineralienabbauprojekte, die benötigt werden, bieten Chancen für viele Entwicklungsländer, insbesondere in Afrika. Der Kontinent verfügt über ein Fünftel der weltweiten Reserven für ein Dutzend Metalle, die für die Energiewende wichtig sind, darunter 19% der für Elektrofahrzeuge benötigten Metalle. Um ihren Mineralienreichtum voll auszuschöpfen, müssen die Entwicklungsländer jedoch über die Lieferung von Rohmineralien hinausgehen und die Wertschöpfungsketten vorantreiben.

Die Erfahrungen der Demokratischen Republik Kongo zeigen, welche Fortschritte möglich sind. Durch die Raffination und Verarbeitung von Kobalt vor Ort konnte das Land den Stückpreis des Minerals von 5,8 Dollar pro Kilogramm bei der Gewinnung auf 16,2 Dollar nach der Verarbeitung steigern. Durch diesen ersten Schritt in der Wertschöpfungskette erreichten die Ausfuhren des afrikanischen Landes an verarbeitetem Kobalt im Jahr 2022 einen Wert von 6 Mrd Dollar, während die Ausfuhren von unverarbeitetem Kobalt nur 167 Mio Dollar betrugen.

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