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Tschechische Republik: Emissionshandel bei Liberty Ostrava schafft Irritationen

Erscheinungsdatum Website: 10.05.2021 12:10:07
Erscheinungsdatum Publikation: 11.05.2021

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Gelder fließen wohl in andere Teile des Konzerns

PRAG/LONDON (NfA)--Der Verkauf von Emissionsrechten durch den zum GFG Alliance-Konzern gehörenden Stahlkocher Liberty Ostrava schlägt hohe Wellen in Tschechien. Die Transaktion wurde von der Firmenleitung beschlossen, ohne vorher den Aufsichtsrat zu informieren, in dem auch der Staat vertreten ist, meldet ?Radio Prag?.

Der zur GFG Alliance zählende Stahlkocher im ostmährischen Ostrava hat gerade Emissionszertifikate im Wert von 1 Mrd Kronen (39 Mio Euro) an eine Schwesterfirma in Rumänien verkauft. Die Bedenken bei Gewerkschaften und Regierung sind nun groß, dass das vom tschechischen Unternehmen eingenommene Geld zum Stopfen der Löcher an anderer Stelle des Konzerns genutzt wird. Die Zahlungsschwierigkeiten der GFG Alliance des britisch-indischen Investors Sanjeev Gupta waren einem Bericht der Agentur "Reuters" zufolge Auslöser der Pleite des britisch-australischen Finanzunternehmens Greensill Capital, das sich auf die kurzfristigen Finanzierungen innerhalb der internationalen Lieferketten spezialisiert hatte.

Die Belegschaft befürchtet, dass ihre tschechische Firma zugunsten anderer Teile des Konzerns finanziell ausblutet, obwohl die Geschäfte gut laufen. Im ersten Quartal wurden bei Liberty Ostrava über 500.000 t Stahlprodukte hergestellt und verkauft, die beste Quartalsbilanz seit Jahren. Trotzdem scheint der Erhalt des Hüttenwerkes unsicher. Denn offenbar hat sich Konzernchef Sanjeev Gupta über ein Übereinkommen im Aufsichtsrat hinweg gesetzt, demzufolge die Emissionszertifikate nicht aus Tschechien ausgeführt werden sollten.

Der Produktionsleiter von Liberty Ostrava versucht die Bedenken zu zerstreuen mit dem Hinweis, dass 75% der eingenommenen Summe bereits auf dem firmeneigenen Konto eingegangen seien und der Rest noch kommen soll. Hinter dem Verkauf stehe allein das geschäftliche Interesse, vom Aufschwung des Emissionshandels zu profitieren. Es handle sich um eine private Geschäftsangelegenheit, in die der Staat nicht einzugreifen hat. Der ist aber alarmiert, weil 6.000 Arbeitsplätze in einem strukturschwachen Gebiet auf dem Spiel stehen. Dieser Vorgang sei bei einer so wichtigen Firma unzulässig, findet der Minister für Industrie und Handel, Karel Havlicek und winkte mit dem Zaunpfahl: Vom Staat könne unter solchen Umständen weder Unterstützung im Bereich Energie oder beim Übergang zu neuen Technologien, noch Subventionszahlungen erwartet werden.

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